Bei den Römern die Elysäischen Felder, den Griechen der Garten der Hesperiden und den Hindus das Land Uttarku, in dem es goldene Lotusblumen und Edelsteine gab.
Edelsteine sind kostbar, da sie ein schwache Ähnlichkeit haben mit den leuchtenden Wundern, die das Auge des Visionärs erblickt. Nur so lässt sich erklären, warum Edelsteine überhaupt als kostbar angesehen werden und die Menschen ungeheuer viel Zeit und Geld auf das Auffinden und Schleifen farbiger Kiesel aufgebracht haben.
Gold, Edelsteine, Elfenbein, Marmor auch andere glänzenden Materialien, wie Glas, Metal, Porzellan oder Federn, Muscheln oder eine im Dunkel brennende Kerze erinnern an die Jenseitswelten. Diese verklärenden Gegenstände haben eine entrückende Kraft.
Ein Medium des Hypnotiseurs verfällt leichter in Trance, wenn er lange auf einen glänzenden Gegenstand blickt.
Man denke auch an die glasierten Kacheln in den Moscheen oder Tempeln und Palästen Chinas, die schimmernden Keramiken in leuchtenden, reinen Farben. Oder an all die Tempel, Pyramiden und Schlösser die mit Marmor und anderen auf Hochglanz polierten Gesteinen oder Gold verkleidet sind oder waren.
So waren die Pyramiden von Gizeh mit glänzendem Marmor und einer goldenen Spitze versehen.
Bei ihrem Bau wurden unglaubliche Anstrengungen unternommen und weite Strecken von den Steinbrüchen zurückgelegt. Ein nach dem Nützlichkeitsprinzip sinnloses Unternehmen.
Wenn sie bis zu einem Punkt poliert waren, wo sie in visionärem Glanz erglühten, kündeten diese Tempel und Pyramiden von ihrer offenbaren Verwandtschaft mit der "Anderen Welt".
Ein anderes Beispiel aus der heutigen Zeit ist mir in dem Zusammenhang noch aufgefallen. Auf Internetseiten erfreuen sich gerade gläserne Buttons großer Beliebtheit. Eine Steigerung sind die vielen steinernen, geschwungenen Menüs, in denen funkelnde Steine blitzen. Auch die vielen schwarzen Seiten (wie auch meine) dienen dazu die Farben der eingebundenen Bilder zu verstärken und deren Leuchtkraft zu erhöhen.
Bei früheren Kulturen, die nichts von Edelsteinen oder Glas wissen, sind die Himmel nicht mit Mineralien sondern leuchtenden Blumen ausgeschmückt. In dem Zusammenhang lässt sich auch das Blumenopfer am Altar erklären: die Menschen geben ihrem Gott etwas aus seiner Welt zurück.
Zu Visionen anregende Materialien wurden immer in der religiösen Kunst angewandt. Man denke an die Altäre in allen Kulturen, wobei die kostbaren goldverzierten Altäre oft im Innern der Tempel im Allerheiligsten, durch Kerzenlicht angeleuchet, eine noch größere Wirkung erzielten. Die eindrucksvollsten Tempel sind Höhlen im Zwielicht. Die entrückende Macht der Flamme nimmt im Verhältnis zu Tiefe und Ausmaß, der sie umgebenden Dunkelheit zu.
Diesen Effekt findet man auch bei vielen Gemälden der westlichen Kultur. (Rembrand)
Die bunten Kirchenfenster des Mittelalters faszinieren noch immer. Die Menschen der damaligen Zeit brachten große Opfer, um diese Kathedralen mit ihren leuchtenden Fenstern zu erschaffen und der Eindruck auf diese Menschen muss ungleich stärker gewesen sein, da sie nicht wie wir heute mit leuchtenden Farben überschwemmt wurden.
Die Menschen des Mittelalters kannten noch keine Leuchtreklamen, bunte Farben waren eher die Ausnahme als die Regel. Für die mittelalterlichen Normalos schienen auch die prachtvollen, phantastischen Gewänder der Kirchenfürsten und Könige mit all ihren edelsteinbesetzten Kronen, Kreuzen und Schwertgriffen, direkt aus dem Reich der Visionen zu kommen und dienten auch dem Zweck, den allzu menschlichen Damen und Herren das Aussehen von Heroen, Halbgöttinnen und Engeln zu geben.