Der Gebrauch von Peyote (Mescalinkaktus), Ololiuquisamen (Azteken), Psilocybin (Teonanacatl der heilige Pilz) im alten Amerika ist bekannt. Der Pilzkult reicht wahrscheinlich 2000 Jahre zurück und findet sich noch heute in abgewandelter Form bei der Native American Church, wo er mit dem Christentum vermischt ist. Die Vermutung liegt nahe, dass die Kunst der alten indianischen Völker von visionären Bildern, wie sie in Pilzrausch erscheinen beeinflusst ist. Eine Art psychedelischer Kunst sind wahrscheinlich jene seltsamen Steinplastiken, die die Form eines Pilzes haben und aus dessen Stil der Kopf eines Gottes hervorragt (Guatemala 1500 v. Chr., Maya 3 Jhd. v. Chr., Azteken 9 Jhd. v. Chr.).
Wo psychedelische Drogen sakrale Bedeutung hatten, dürfen wir andererseits keine Kunst nicht religiösen Charakters erwarten. Auch in dieser Kunst finden wir wieder die verschlungenen Formen und Muster.
Albert Hofmann, der Entdecker des LSD beschreibt in seinem Buch "LSD mein Sorgenkind" einen Selbstversuch mit Psilocybinpilzen, wie sich seine Außenwelt verwandelt und einen mexikanischen Charakter annimmt. Sich dessen bewusst, dass er sich die mexikanischen Szenerien nur einbilden könnte, da er von der mexikanischen Herkunft der Pilze wusste, versuchte er angestrengt die Dinge in ihren altvertrauten Formen und Farben zu sehen, was jedoch erfolglos blieb. Er sah nur indianische Motive und Farben und ein anwesender Arzt verwandelte sich in seiner Wahrnehmung in einen aztekischen Opferpriester.
Ein ähnliches Erlebnis hatte später seine Frau bei einer Pilzzeremonie in Mexiko. Sie war beeindruckt von der Vision bestimmter fremdartiger Linienmuster, die sie in ihrem Rauscherlebnis sah. Sie war erstaunt und betroffen, als sie genau dieselben Gebilde später in reichen Verzierungen über dem Altar in einer alten Kirche bei Puebla entdeckte.
In "LSD mein Sorgenkind" wird außerdem folgendes von Li Gelpke berichtet. Sie fertigte nach einem Psilocybinerlebnis zwölf Tuschezeichnungen an und schrieb dazu. "Nichts an diesem Blatt ist bewusst gestaltet. Während ich daran arbeitete, war die Erinnerung (an das Erleben unter Psilocybin) wieder Wirklichkeit und führte mich bei jedem Strich. ....Als mir Wochen später Bücher über mexikanische Kunst in die Hände kamen, fand ich die Motive meiner Visionen dort wieder- mit einem jähem Erschrecken.....
Eine andere Verbindung zwischen psychedelischen Erlebnisberichten und alten Kulturen finden wir bei den Tätowierungen der Maoris (Neuseeland). Ernst Fuchs berichtet von einem Peyoteerlebnis: "Die Gesichter der Menschen schienen von durchsichtiger Haut überzogen. Jedes Gesicht zeigte andere Zeichen unter der Haut, die wie Tätowierungen in ständigem Fluss waren. Ich hielt diese Tätowierungen für die Gestalt der Seele, die im Leibe, nach ganz bestimmten Mustern, ähnlich wie sie auch Schlangen, Fische und Falter als "Zeichnung" tragen, pulsiert. Am stärksten erinnerten mich diese Zeichnungen unter der Haut an die Tätowierungen der Maoris und noch heute scheint es mir mehr als wahrscheinlich, dass die Medizinmänner der Maoris unter dem Einfluss einer ähnlichen Droge stehen, wenn sie diese Tätowierungen vornehmen. Sie ziehen die Zeichnung der Seele, die sie in diesem Zustand sehen, so wie ich sie sah, nur nach, um dadurch den Menschen nach seinem inneren Aussehen zu kennzeichnen.
Ähnliche Linien auf der Haut sieht Fuchs noch in visionären Träumen. Dieses Merkmal findet man in vielen seiner Bilder, zum Beispiel in den Cherubsköpfen. Farbige leuchtende Linien sieht er bei diesen Peyoteerlebnissen auch auf Plastiken und Gebäuden. "Alles schien sich in einem ständigen Fluss zu befinden, sogar der Asphalt der Straße" und er sah "leibartig, flüssige Architekturen.