Was im einzelnen, rein wissenschaftlich gesehen, im Gehirn an biochemischen Abläufen unter Einwirkung von LSD oder ähnlichen psychoaktiven Substanzen abläuft, ist nicht Sinn und Zweck dieses Referats. Generell oder vereinfachend kann man jedoch sagen, dass dem Gehirn Zucker entzogen wird und somit die Leistung des zerebralen Reduktionsfilter beeinträchtigt wird. Das unterernährte Ich wird schwach und gibt sich nicht mehr mit den notwendigen, alltäglichen Verrichtungen ab und verliert jedes Interesse an räumlichen und zeitlichen Bezügen. Die Gehirnrinde ermüdet und das Bewusstsein wird von der Formatio reticularis gesteuert.
Es ereignet sich nun allerlei biologisch Unnützes, es kommt zu außersinnlichen Wahrnehmungen, Berichten zufolge entdecken einige Menschen, eine Welt von visionärer Schönheit, anderen enthüllt sich die Herrlichkeit und Bedeutungsfülle der bloßen Existenz. Der Rhythmus von Puls und Atmung kann auf Objekte, auf die Welt oder auf das ganze Universum projiziert werden, bis ein Gefühl völliger Übereinstimmung und harmonischer Verwandtschaft mit dem kosmischen Geschehen eintritt.
Pavel Tchelitchew / Fata Morgana
Der Rhythmus von Puls und Atmung kann auf die Welt oder auf das ganze Universum projiziert werden, bis ein Gefühl völliger Übereinstimmung und harmonischer Verwandtschaft mit dem kosmischen Geschehen eintritt.
Eine große Anzahl geistiger Erlebnisse kann sich auf Bruchteile der objektiven Uhrzeit zusammendrängen. Dabei können synästhetische Phänomene auftreten, bei denen man Farben hört oder Geräusche sieht.
Ausschnitt aus einem Bericht von Havelock Ellis über sein Peyotlerlebnis
Dieser typische Bericht wurde schon 1898 geschrieben:
Kaleidoskopbilder, symmetrische Gruppierungen spitziger Gegenstände. Dann...hauptsächlich ein unendlich großes Feld voll goldener Juwelen, besät mit roten grünen Steinen, die sich dauernd veränderten... Ich sah Felder, dicht besät mit Juwelen, einzeln oder in Haufen, manchmal brillant funkelnd, manchmal matt glühend. Unter meinem Blick sprangen sie auf zu blumenähnlichen Gestalten und schienen sich dann in herrliche Schmetterlingsformen oder in endlose Muster glitzernder, irisierender faseriger Flügel wundervoller Insekten zu verwandeln, manchmal dagegen war es mir, als starrte ich in ein riesiges hohles Gefäß auf dessen glänzender Oberfläche sich die Farben rasch veränderten. Ich war verblüfft nicht nur von dem enormen Bilderreichtum, der sich meinem Blicken darbot sondern mehr noch von seiner Vielseitigkeit... Jede erdenkliche Farbe und Schattierung erschien mir im Laufe der Zeit. Manchmal sprangen alle Abstufungen einer Farbe, z.B. rot mit Scharlach-, Karmesin und Rosatönen auf einmal oder in schneller Folge auf... Obgleich die Effekte neuartig waren, erinnerten sie häufig an bekannte Dinge... so schienen die Gegenstände, die sich mir zeigten einmal aus exquisitem Porzellan zu sein, dann wiederum in einer Art Maori-Stil. Der Hintergrund der Bilder erinnerte in Form und Farbe oft an die delikaten, strukturalen Effekte jenes fein geschnitzten Gitterwerks an den Mushrabijeh - Balkonen Kairos... Alles in allem würd ich sagen, die Bilder waren meist wenn man so will, wie lebende Arabesken (Pflanzenornamente).
Luke Brown :: Alpha Centauri :: www.spectraleyes.com
Die Phänomene die hier beschrieben werden, tauchen in unzähligen Berichten über Rauscherlebnisse auf. Es handelt sich hierbei um Urbilder der menschlichen Seele oder Archetypen, ein Begriff des Psychologen C. G. Jung.
Aldous Huxley bezeichnet solche Erlebnisse, eine Reise zu den Antipoden des Geistes und stellt folgenden Vergleich an. Ähnlich, wie die Entdecker früherer Zeiten die entlegensten Kontinente erforschten und dort die wunderlichsten Tiere, wie Kängurus und Schnabeltiere entdeckten, so entdeckt man mit Hilfe psychoaktiver Substanzen die fremden Kontinente des Geistes oder die archetypische Welt, mit all seinen Phänomenen und Eigenschaften, die nicht weniger real sind, als beispielsweise Kängurus in Australien. Da wir sie nicht selbst erschaffen, sondern dort draußen im kollektiven Unbewussten finden.
Der Anti Laokoon / Ernst Fuchs
Copyright by Ernst Fuchs
Die Inhalte tieferer Bewusstseinsebenen sind wie Gegenstände außerhalb unseres Gesichtsfeldes einfach vorhanden, um mit geeigneten Hilfsmitteln sichtbar gemacht zu werden. Innere Wirklichkeiten sind nicht unbedingt realer als äußere. Archetypen und Nomina können allerdings wesentlicher und dauerhafter sein, als Objekte der materiellen Welt, da sie im genetischen Erbe des Menschen wurzeln.
Wir stehen hier der Tatsache gegenüber, dass die Gegebenheiten der Natur vom einzelnen Menschen, wie von der Menschheit als Ganzem unabhängig sind und nach eigenem Recht existieren, und ihre Bedeutung besteht darin, dass sie ganz und gar sie selbst und somit Manifestationen des wesentlichen Gegebenseins des nichtmenschlichen Universums sind.
Licht und Farbe und Bedeutsamkeit stehen nicht für sich allein. Sie verändern Objekte oder werden von diesen manifestiert. So gibt es bestimmte Kategorien von Wahrnehmungen, die immer wieder in psychedelischen Erlebnissen auftauchen.